gli europei 2000 – quasi vinto

Seit dem letzten Triumph einer italienischen Mannschaft bei einer Europameisterschaft sind inzwischen 53 Jahre vergangen. 53 Jahre, das ist mehr als ein halbes Jahrhundert: Der italienische Verband hat seitdem 15 Trainer Kommen und Gehen sehen, doch war eigentlich nie mehr so nah dran an einem Triumph, wie bei jener legendären Euro 2000 in den Niederlanden und Belgien, der ersten Europameisterschaft, die in zwei Gastgeberländern stattfand.

Die EM 2000 in den Niederlanden und Belgien. Nach – teilweise – der EM 96 sowie der WM 98 in Frankreich meine erste große Fußballerinnerung, zumindest war es das erste große Turnier, welches ich von Anfang bis Ende aufsog.

Im Blickfeld stand dabei für mich nicht die DFB-Elf, nicht etwa wegen der glorreichen Spielergeneration um Carsten Ramelow und Paulo Rink, auch nicht wegen Erich Ribbeck und Uli Stielike – nein, mit der DFB-Elf konnte ich noch nie viel anfangen.

Eine andere Mannschaft sollte sich hingegen in mein Gedächtnis einbrennen: Jene von Torhüter Francesco Toldo.

Toldo, das ist sicherlich einer der prägnantesten Spielernamen, die mir auf Seiten der Squadra Azzurra ins Gedächtnis gebrannt wurden, im Laufe dieses Turniers. mentalità calcio blickt zurück auf ein grandioses, überraschend starkes Turnier, bei welchem die Nazionale nur fast seine Krönung verpasste.

condizioni della nazionale

Italien hatte zwei enttäuschende Turniere hinter sich. War man damals 1994 in den USA erst im Finale an Brasilien gescheitert, so folgte bei der EM 96 das Aus bereits in der Gruppenphase sowie bei der WM 98 im Viertelfinale gegen den Gastgeber und späteren Weltmeister Frankreich. Zum wiederholten Male gab die Squadra hierbei ein Turnier im Elfmeterschießen aus der Hand – fatal.

Dennoch: Die erneute Qualifikation sollte Formsache sein, wobei man sich letztendlich nur äußerst knapp in einer Gruppe vor den Dänen und Schweizern durchsetzen sollte. Trotzdem war man vorsichtig optimistisch, ob dem vorhandenen Spielermaterial und dem Neubeginn nach der letztendlich erfolglosen Ära Sacchi.

il torneo

Der finale Kader von Coach Dino Zoff gestaltete sich dannletztendlich wie folgt:

Name

Verein

Tor:

 

Abbiati, Christian

AC Milan

Toldo, Francesco

ACF FIorentina

Antonioli, Francesco

AS Roma

Abwehr:

 

Ferrara, Ciro

Juventus FC

Maldini, Paolo

AC Milan

Cannavaro, Fabio

AC Parma

Negro, Paolo

SS Lazio

Pessotto, Gianluca

Juventus FC

Nesta, Alessandro

SS Lazio

Iuliano, Mark

Juventus FC

Zambrotta, Gianluca

Juventus FC

Mittelfeld:

 

Albertini, Demetrio

AC Milan

DI Livio, Angelo

ACF Fiorentina

Conte, Antonio

Juventus FC

DI Biagio, Luigi

FC Internazionale

Ambrosini, Massimo

AC Milan

Fiore, Stefano

Udinese Calcio

Totti, Francesco

AS Roma

Sturm:​

 

Inzaghi, Filippo

Juventus FC

Del Piero, Alessandro

Juventus FC

Montella, Vincenzo

AS Roma

Delvecchio, Marco

AS Roma

Und Mister Zoff sorgte mit seinen Nominierungen im Vorfeld der Euro für nicht unwesentlichen Zündstoff.

Im Tor musste er auf den verletzten Gigi Buffon verzichten, während im Sturm das Fehlen von Christian Vieri ebenfalls auf eine Verletzung zurückzuführen war – doch Roberto Baggio blieb nach einer durchschnittlichen Saison nicht etwa aufgrund einer Verletzung außen vor, nein: Zoff entschied sich für den formschwachen und in der vorherigen Saison vielfach angeschlagenen Alessandro Del Piero. Eine Entscheidung, die für Diskussionen sorgte, wurden Baggio vielerorts doch eher zündende, spielentscheidende Ideen als dem Juve-Stürmerzugetraut, auch in kurzen Einsatzzeiten.

Del Piero und Inzaghi – diese Nominierung sorgte ohnehin für Fragezeichen. Auch im Verein knisterte und brodelte es zwischen zwei der Gallionsfiguren der damaligen Generation gewaltig, man verstand sich auf und neben dem Spielfeld überhaupt nicht. Eigentlich weitere Gründe, die für eine Nominierung von Baggio gesprochen hätten.

Auch die Torhüterposition sorgte für Fragezeichen: Hinter Toldo, der als klarer Buffon-Stellvertreter galt, fehlte zumindest die internationale Spielerfahrung: Der junge Abbiati ging mit exakt null Länderspielen ins Turnier, ebenso der ältere Antonioli.

Ein kurzfristiger Ausfall Toldos hätte somit erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen können, wenngleich die Defensivreihe – völlig unabhängig vom Keeper – zu jenem Zeitpunkt die absolute Crème de la Crème im europäischen Fußball darstellte.

primi turni

Türkei 1-2 Italien

Wie auch bei der diesjährigen Euro führte das Auftaktspiel die Azzurri gegen ein starkes türkisches Team, das in ähnlicher Besetzung zwei Jahre später das WM-Halbfinale erreichen sollte. Mit viel Selbstvertrauen durch den UEFA-Cup Sieg von Galatasaray im Gepäck, waren die Türken um Rüstü, Ümit Davala und Hakan Sükür alles andere als bloße Laufkundschaft.

Torhüter-Legende Zoff hingegen vertraute im niederländischen Arnheim auf Inzaghi und Totti in der Offensive, sowie erwartungsgemäß auf Francesco Toldo im Tor. Und er wurde nicht enttäuscht.

Nachdem beide Seiten wahnsinnig viele Chancen liegen ließen, insbesondere Antonio Conte mit damals noch lichtem Haar tat sich durch viele offensive Akzente hervor, war es dann jedoch kein Stürmer, der die Nazionale in Führung schoss, nein – viel mehr war es der spätere Nationaltrainer Conte, der die Italiener per Fallrückzieher (!) endlich in Führung bringen konnte.

Den zwischenzeitlichen Ausgleich durch den späteren Inter-Spieler Okan Buruk konnte Inzaghi dann letztendlich per Elfmeter „kontern“, das vorangegangene „Foul“ an ihm stammte allerdings eher aus der typischen „Pippo-Feder“, der seine ganze Cleverness nutzte, Italien so den wichtigen Auftaktsieg bescherte. Auch der eingewechselte Del Piero hinterließ mit einem Lattentreffer per Freistoß aus 25 Metern noch eine Duftmarke, in einem Spiel, welches in Italien noch eher wenig Hoffnung auf die erste erfolgreiche EM seit fast zwei Jahrzehnten machte.

Italien 2-0 Belgien

Das zweite Spiel der Gruppenphase gegen Co-Gastgeber Belgien führte die Azzurri nach Brüssel, ins zu historischen, dunklen Zeiten als Heysel-Stadion bekannte KoningBoudewijn Stadion.

Gegen das Team um den damaligen Schalker Rekordeinkauf Emile Mpenza sowie den früheren Schalke-Kapitän Marc Wilmots gingen die Italiener als klarer Favorit ins Spiel – und wurden jener Favoritenrolle auch mehr als nur gerecht. Nach sechs Minuten Spielzeit, in welchen Inzaghi ein eigentlich regulärer Treffer bereits nicht zugesprochen wurde, war es Roma-Legende Francesco Totti, der die italienische Auswahl nach einem Albertini-Freistoß per Kopf in Führung brachte.

Belgien spielte in der Folge eine enorm starke Partie, scheiterte aber in der Folge ein ums andere Mal an Toldone oder dem Aluminium. So kam, was kommen musste: Stefano Fiore, der damalige Udinese-Regisseur, machte den Sack zu. Und wie – einen Weitschuss aus knapp 20 Metern, nach schöner Ablage von Pippo Inzaghi, schlenzte der spätere Lazio- und Valencia-Star ins lange rechte Eck. Für Fiore würde tatsächlich nur ein weiteres Länderspieltor in seiner Karriere folgen.

Italien 2-1 Schweden

Das letzte Spiel der Gruppenphase stand für die bereits für das Viertelfinale qualifizierte Nazionale an: Schweden hieß der Gegner, klangvolle Namen wie Henrik Larsson, Freddie Ljungberg oder der spätere „bayrische Meistermacher“ Patrik Andersson standen den Italienern gegenüber, wie auch Yksel Osmanovski, später in Diensten von Torino und Bari.

Zoff nutzte die Gunst der Stunde, nutzte das bereits erfolgte Weiterkommen, und veränderte sein Team auf mehreren Positionen. Rotation war das Zauberwörtchen, welches zu einem Sturmduo bestehend aus Montella und Del Piero führen sollte.

Und für Alessandro Del Piero lief alles nach Plan. Ein Tor undeine Vorlage standen dem ursprünglich aus der Jugend von Padova stammenden Superstar am Spielende zu Buche, tatsächlich seine beiden einzigen Torbeteiligungen bei jener Euro 2000.

Doch zunächst stand Arsenal-Star Ljungberg – späteres Unterwäschen-Model und damals noch mit Teenie-Band-Frisur – im Blickpunkt des Geschehens, als er das leere Tor aus wenigen Metern fulminant verfehlte. Dies führte dazu, dass der damalige Inter-Mittelfeldspieler Luigi Di Biagio die Squadra nach einem Del Piero-Eckball per Kopf in Führung bringen konnte, später durch Celtic-Legende Larsson erfolgreich egalisiert, bevor Alessandro Del Piero höchstpersönlich nur wenige Sekunden vor Spielende einen schnellen Gegenstoß der Italiener zum dritten Sieg im dritten Spiel vergoldete.

quarti di finale

Italien 2-0 Rumänien

Auch der nächste Gegner Rumänien, der sich in seiner Gruppe zwar hinter Portugal, aber vor Deutschland und England durchsetzen konnte, wartete mit einigen illustren Namen auf Italien. Der frischgebackene Europapokalsieger Gheorghe Hagi sorgte neben späteren Stars der Serie A wie Cristian Chivu und Adrian Mutu durchaus für gehörigen Respekt, doch die wieder in Bestbesetzung antretende Squadra Azzurra machte letztendlich kurzen Prozess mit dem Team von Coach Emerei Jenich.

Das italienische Stamm-Sturmduo, bestehend aus Totti und Inzaghi, sorgte höchstpersönlich noch der Halbzeitpause für eine komfortable 2-0 Führung, wobei der Führungstreffer der römischen Legende Totti per Brustannahme und Volley-Abschluss ein kleiner Vorgeschmack auf das war, was im Halbfinale folgen würde und seiner Legende keinen Abbruch tun sollte, bis heute.

semifinale

Italien 0-0 Niederlande n.V., 3-1 n.E.

Das Halbfinale stand also für die Nazionale als nächstes auf dem Programm. Während sich im zweiten Halbfinale letztendlich starke Portugiesen noch stärkeren Franzosen geschlagen geben mussten, traf die italienische Auswahl auf die – zu diesem Zeitpunkt des Turniers – als Topfavorit angesehene Niederlande.

Und die Elftal war ein absoluter Genuss in diesem Jahre 2000.In einer starken Gruppe mit Frankreich, Tschechien und den Dänen setzte man sich mit 9 Punkten aus den drei Spielen durch, ehe man im Viertelfinale ein absolutes Feuerwerk hinlegte und Jugoslawien mit 6-1 abfertigte.

Tragischer Held hierbei sollte Sturmlegende Patrick Kluivert werden, dessen vierter Treffer in jenem Spiel kurzfristig als Eigentor anerkannt wurde und ihn so um mehrere EM-Rekorde bringen sollte.

Dennoch: Die Mannschaft von Bondscoach Frank Rijkaard in der restlos und vorwiegend in Oranje-gehüllten AmsterdamArenA mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein.

Welch Qualität die beiden Mannschaften auf den Platz in der niederländischen Hauptstadt brachten, veranschaulicht am ehesten ein Blick auf die beiden Aufstellungen:

Mit Dank an transfermarkt.de

Ich denke nicht, dass ich hierzu viel versprochen habe – ich freute mich wie ein kleines Kind (ok – ich war tatsächlich ein kleines Kind, hehe) auf diese Partie „meiner“ beiden Mannschaften, wenngleich die frühere Torhüter-Legende Zoff, Kapitän der italienischen Weltmeistermannschaft 1982, auf Del Piero statt Francesco Totti setzte, was für viele Beteiligte durchaus überraschend kam, immerhin schien der Römer in den letzten Tagen zu seiner Höchstform gelangt zu sein. So nahm Totti zunächst neben seinen römischen Teamkollegen Vincenzo Montella und Marco Delvecchio auf der Bank Platz.

Das Spiel selbst hingegen wurde vor allem von den Gastgebern bestimmt, die Torabschluss um Torabschluss hatten, ohne allerdings die ganz großen Torchancen zu haben. Bis Dennis Bergkamp Mitte der ersten Halbzeit den Pfosten traf – Glück für die Nazionale, die offensiv nur wenige Akzente setzen konnte, sich durch Gianluca Zambrottasdämliche gelb-rote Karte nach gerade einmal 34 Minuten allerdings erheblich schwächen sollte.

Nur kurz später dann der vermeintliche erste Todesstoß für die Italiener: Nesta hielt Kluivert etwas zu fest am Trikot, den fälligen Elfmeter verschoss der niederländische Kapitän Frank de Boer in seinem Wohnzimmer allerdings. Oder genauer: Francesco Toldo, der Mann in Diensten der Viola, der kurzfristig den von John Carew verletzten Gigi Buffon ersetzte – der Stellvertreter, Toldone; mit diesem gehaltenen Elfmeter ließ er seine ganz persönlichen Festspiele beginnen, von denen auch noch heute jeder spricht, sobald er an dieses Halbfinale der EM 2000 in Amsterdam auch nur einen Gedanken verschenkt.  

Die Niederlande hatten in der ersten Halbzeit ein fulminantes Übergewicht, doch sie schafften es einfach nicht, selbiges irgendwie in Tore ummünzen zu können – was weniger auf die grandiosen Namen der italienischen Defensivspezialisten als vielmehr auf das eigene Unvermögen zurückzuführen war. Und so fing auch Italien in Halbzeit zwei an Fußball zu spielen – allerdings nur bis zur 62. Minute: Ein wirklich saudummes Foul von Mark Iuliano, zu jener Zeit angestellt bei Juventus, am heutigen Sportlichen Leiter von Ajax, Marc Overmars, sorgte für den nächsten Elfmeter für die Elftal. Dieses Mal würde es allerdings der Goalgetter höchstpersönlich in die Hand nehmen: Patrick Kluivert. Gekonnt verlud er Toldo, der sich das linke Torwarteck aussuchte, nur um letztendlich am linken Torpfosten zu scheitern – langsam wurde auch dem letzten an diesem Abend in Amsterdam bewusst, dass die Niederländer hier und heute gar nicht treffen und gewinnen konnten. Und so kam es auch nach 90 Minuten in der Verlängerung zu keinem Golden Goal, folgerichtig stand nach 120 Minuten das alles entscheidende Elfmeterschießen auf dem Programm. Oder, um es genauer zu definieren: Die Festspiele von Toldone fanden ihre abermalige Fortsetzung.

Luigi Di Biagio trat als erster Akteur zum Punkt, der glatzköpfige Mittelfeldspieler aus Mailand. Und damit genau jener Protagonist, der den entscheidenden Elfmeter gegen Frankreich im Rahmen der WM 98 verschoss – doch Di Biagio verwandelte selbigen sicher zur Führung für die Italiener.

Es folgte Frank de Boer, der bekanntlich bereits in Halbzeit eins einen Elfmeter verschossen hatte. Francesco Toldo im Tor der Italiener wusste um diesen günstigen psychologischen Vorteil, machte einen Schritt in Richtung des niederländischen Kapitäns und parierte einen abermals schwach geschossenen Elfmeter des Innenverteidigers.

Gianluca Pessotto als nächster italienischer Schütze machte das wesentlich besser, verlud Edwin van der Sar und sorgte so für eine 2-0-Führung der Squadra Azzurra.

De Boers Partner in der Innenverteidigung, der Hüne Jaap Stam, zu dem Zeitpunkt in England bei Manchester United aktiv, später bei Lazio und Milan, sollte es besser machen – und jagte den Ball gefühlte 7,5 Meter über das Tor, ein wahrhaftiger Ulli-Hoeneß-Gedächtnis-Elfmeter.

Es folgte der eingewechselte Francesco Totti auf italienischer Seite. Und Totti ließ das Oranje-Publikum mit einem legendären Elfmeter verstummen: ein perfekt ausgeführter Panenka, bekannt als il cucchiaio (zu Deutsch: der Löffel), der van der Sar erneut verlud und sich in wahrhaftiger Perfektion ins Netz senkte. Mit Ansage übrigens, prophezeite Totti doch genau diesen Schuss zuvor gegenüber Capitano Maldini in breitem römischem Dialekt („Mo je faccio er cucchiaio.“)

Der nächste Schütze der Niederländer, Stürmer Patrick Kluivert, traf nun endlich den ersten Elfmeter für die Niederländer und Paolo Maldini als nächster Schütze der Italiener verstärkte die Hoffnung der Gastgeber: van der Sar parierte den schwach geschossenen Elfmeter des italienischen Kapitäns.

Doch an diesem Tage war nichts zu holen für die Niederlande: Paul Bosvelt trat ein, Francesco Toldo hielt – beinahe keine Überraschung mehr, war es doch bereits der dritte parierte Elfmeter in diesem Spiel von Toldone, gleichbedeutend mit dem viel umjubelten Finaleinzug der Italiener, wo der amtierende Weltmeister Frankreich warten würde.

finale

Frankreich 2-1 Italien n.V.

Frankreich gegen Italien, ein echter Klassiker des Fußballs in einem Finale der Europameisterschaft. Ein traumhaftes „setting“, welches durch die beteiligten Akteure nur noch attraktiver gestaltet wurde:

Mit erneutem Dank an transfermarkt.de

Roger Lemerre, der Nachfolger von Weltmeistercoach Aimé Jacquet, verfügte über ein nahezu unfassbares Potenzial an fußballerischem Talent. Natürlich ist auch die siegreiche Mannschaft von 2018 nicht zu unterschätzen, auch die Platini-Generation nicht, doch: Diese Mannschaft, diese Generation, das ist vielleicht das beste an Spielern, was der italienische Nachbarstaat jemals zu bieten hatte.

Zoff entschied sich folgerichtig für eine etwas defensivere Anordnung im Mittelfeld und doch etwas überraschend setzte er zudem auf einen reinen „Roma-Sturm“: Neben Francesco Totti spielte Marco Delvecchio, der mit einer herausragenden Serie A-Saison im Rücken zuvor nur wenig Spielzeit während der EM bekommen hatte. Ein gewiefter Schachzug der Torhüterlegende Zoff, sollte dem Roma-Stürmer im weiteren Spielverlaufe doch eine signifikante Rolle zukommen.

Das De Kuip zu Rotterdam platzte an diesem 02.07.2000 an allen Nähten. Eine würdige Bühne für ein EM-Finale, auch Schiedsrichter-Legende Anders Frisk aus Schweden trug hierzu seinen Teil bei.

Und an diesem Abend schien Italien den jahrzehntelangen Fluch, den jahrzehntelangen Misserfolg bei Europameisterschaften, endlich beenden zu können.

Nach einem grandiosen Hackenpass von Totti war es Pessotto, der eine traumhafte Flanke in den französischen Strafraum und genau zwischen Laurent Blanc und Marcel Desaillyspielen konnte, wo Torjäger Delvecchio in astreiner Stürmer-Manier zum italienischen Führungstreffer vollendete. In diesem Moment schrieb man Minute 55 und Italien sollte diese Führung über den Rest der Spielzeit mit Bravour verteidigen – bis zur dritten Minute der Nachspielzeit.

Als für Frankreich bereits alle Hoffnung verloren schien, war es Keeper Barthez, der einen langen, ruhenden Ball nasch vorne schoss, der irgendwie den Weg zu Sylvain Wiltord fand – und der damalige Girondins-Flügelspieler schoss den Ball an Toldo vorbei ins lange Eck. Ausgleich, Minute 93. Nur wenige Sekunden trennten Italien in diesem Finale von der endlichen Erlösung. Doch es sollte noch bitterer und schlimmer kommen.

Folgerichtig ging es nach dem Wiltord-Treffer in die Verlängerung und zum zweiten Mal nach 1996 würde ein Golden Goal ein Finale entscheiden.

In der 103. Minute setzte ausgerechnet David Trézéguet den Todesstoß, mit einem unnachahmlichen Abschluss nach einem schönen Pass von der Grundlinie von Robert Pirès. Ausgerechnet der Argentino-Franzose „Trézégol“ – dieser sollte nach der EM von Monaco in Richtung Turin (Juventus) wechseln, dort über lange Jahre eine der prägenden Figuren sein.

„Aus der Traum“ für die Nazionale, aus der Traum für Italien. Es fehlten letztendlich nur wenige Sekunden, um den 32 Jahre anhaltenden Fluch der Erfolglosigkeit bei EM-Turnieren zu besiegen.

Inzwischen sind weitere 21 Jahre hinzugekommen. Doch – vielleicht standen die Chancen seit eben jenem Turnier im Jahre 2000 in den Niederlanden und Belgien nie besser, um endlich die inzwischen seit 53 Jahren anhaltende Sieglosigkeit zu besiegen. Kader und Trainer festigen diesen Eindruckzumindest – und sowieso: Dem ganzen Land sei es allemal gegönnt, insbesondere nach den erschreckenden Bildern aus Italien während der ersten Covid-Welle in der ersten Jahreshälfte 2020.

tifoso del verona