Nachdem man am vergangenen Sonntag in Neapel eine über weite Strecken sehr couragierte Leistung zeigte und durch Diego Coppola zwischenzeitlich sogar in Führung ging, stand man am Ende dann durch Tore von (ausgerechnet) Ngonge sowie Kvara doch mit leeren Händen da. Verona kehrte dennoch erhobenen Hauptes aus dem Süden zurück, bis auf die erste und die letzte Viertelstunde des Spiels dominierte man den Gegner über weite Strecken – und das trotz aller Abgänge sowie der daraus resultierenden widrigen Umstände. Marco Baroni – man kann nicht oft genug den Hut vor ihm ziehen.
Für den gebürtigen Veroneser Diego Coppola, der aus der eigenen Jugend stammt und sämtliche Jugendteams der Gialloblù durchlief, war es der erste Profitreffer überhaupt. Welch Geschichte das hätte sein können – ein Veroneser schießt Verona beim Erzrivalen in Napoli zum Erfolg. Hat aber letztendlich dann nicht so sein sollen – schade, insbesondere Coppola kämpfte ungläubig mit den Tränen, nachdem er, machtlos da ausgewechselt, an der Seitenlinie den Siegtreffer von Napoli miterleben musste.
Verona agierte im zwischenzeitlich gängigen 4-2-3-1; ohne Überraschungen. Die Viererkette vor Keeper Montipò – der, einmal mehr, eine absolut herausragende Leistung zeigen konnte – bestand aus Cabal, Dawidowicz, Coppola und Tchatchoua, die Doppelsechs aus dem früheren Bundesliga-Duo Suat Serdar und Ondrej Duda. Hinter der alleinigen Sturmspitze, Neuzugang Tjjani Noslin, durften Lazovic, Suslov und Folorunsho ran. In Halbzeit zwei konnten dann die Neuzugänge Karol Swiderski und Ruben Vinagre ihr jeweiliges Debüt für die Scaligeri feiern, während Dani Silva und Elayis Tavsan bereits zum zweiten Male zu (Kurz-) Einsätzen kamen.
Swiderski konnte dabei den ein oder anderen kleinen Nadelstich in der Sturmspitze setzen, es scheint daher nicht allzu abwegig, dass der Pole in Monza beginnt. Apropos Monza – es geht am Sonntag in die Lombardei, zum derzeitigen Tabellenzwölften. Angesichts der beiden darauffolgenden schweren Partien gegen Juventus (H) und Bologna (A) ist ein Punktgewinn für den Abstiegskampf nahezu unabdingbar, was die Aufgabe nicht unbedingt einfacher gestaltet.
Nachdem am vergangenen Sonntag somit bereits Ex-Stürmer Ngonge wenige Wochen nach seinem Weggang gegen die Mastini treffen konnte (- oder auch nicht, die Serie A schreibt das Tor offensichtlich dem Veroneser Verteidiger Dawidowicz und eben nicht Ngonge zu), trifft man nun auf den zweitbesten Torschützen der Veroneser Hinrunde: Milan Djuric (5 Tore für Verona 23-24). Auch der wechselte erst vor einigen Tagen, gen Westen in die Lombardei zur AC Monza.
(Nicht nur) In Verona weiß man: Das schreit förmlich nach einem Gegentreffer von eben diesem Djuric. Keine Ahnung, warum man in den Verhandlungen keine Klauseln oder Absprachen einbaut, dass ein Ngonge und ein Djuric nicht wenige Tage später gegen Verona spielen dürfen. Totaler Schwachsinn, aber was weiß ich schon. Fehlen wird in Monza auf jeden Fall „Shootigstar“ Tomas Suslov, dessen Kreativität schmerzlichst vermisst werden wird. Für ihn wird wohl der bereits angesprochene Swiderski hinter Noslin in die Startelf rücken.
Wer sich hingegen viel besser als ich mit Klauseln auskennt, ist Sportdirektor Sean Sogliano. Der gab in einer ausführlichen Pressekonferenz einige interessanten Aussagen zum Besten:
- Angesprochen darauf, wer der „neue Ngonge“ werden könne, stellte Sogliano klar, dass man wieder einer Linie treu geblieben sei. Man habe Spieler geholt, die gut ausgebildet, aber noch nicht „explodiert“ seien, die dennoch aber über einiges an Erfahrung verfügen. Sie alle brächten großen Enthusiasmus mit, sie alle würden in Zukunft noch große Freude bereiten.
- Sogliano erörterte zudem, wie die Verkäufe dem Verein die notwendige finanzielle Stabilität geben. Der Club sei nun „solide und vor allem gesund, egal was passiere“ (angesprochen auf einen Abstieg in die Serie B).
- Das Ziel der Verkäufe sei es gewesen, zukünftige Probleme zu vermeiden. Der Verein sei sich dieser Situation bewusst gewesen, es galt die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation zu garantieren.
- Der Verkauf von Ngonge fiel besonders schwer – dennoch, so Sogliano, sei er stolz darauf, dass ein Verkauf eines jungen Spielers, der – den meisten unbekannt – erst vor wenigen Monaten zum Verein stieß und in der Folge die meisten der finanziellen Probleme von allein gelöst habe.
- Man habe keine Abgänge durch Spieler ersetzt, die den Abgängen leistungstechnisch unterlegen seien (gewagte Aussage)
- Mit Manolas, der nun ablösefrei Richtung Salerno wechselt, hat Verona gesprochen – allerdings konnte man sich sein Gehalt unter den derzeitigen Umständen nicht leisten
- Sogliano bestätigte, dass die Verkäufe im Sommer nicht notwendig waren, da davon ausgegangen wurde, dass ein „Partner“ einsteigt oder eine „Gruppe“ den Verein übernimmt .
- Man sondiere weiter den Markt nach potenziellen, vereinslosen Neuverpflichtungen für die Innenverteidigung – „sag niemals nie“. Es könnte allerdings auch sein, dass stattdessen der ein oder andere Primavera-Spieler in die Lücke stoßen und sein Profidebüt feiern könne.
Interessante Aussagen des Sportdirektors – allen voran natürlich die Bestätigung, dass man fest mit dem Einstieg eines oder mehrerer Externen im Laufe der Hinrunde gerechnet habe. Doch Deals dieser Art sind offensichtlich vorerst ins Wasser gefallen.
Ebenso ins Wasser gefallen ist Venardì Gnocolar, der traditionelle Veroneser Karnevalsumzug am heutigen Karnevalsfreitag, aufgrund der schlechten Wetterlage – das wird die tifosi der Gialloblù hingegen nicht davon abhalten, am Sonntagnachmittag den Gästeblock in Monza in Karnevalskostümen zu bevölkern. Zu diesem ebenfalls alljährlichen Ritual hat die Hellas Army aufgerufen – hoffen wir, dass die zahlreichen Maskeraden am Ende nicht über die Tränen der Trauer hinwegtäuschen müssen… Dai Verona.