Nun gut, wo soll man anfangen. Die letzten Stunden, Tagen, Wochen – sie haben vor allem eines hinterlassen: Ratlosigkeit. Neben Verärgerung. Sarkasmus, und ja, natürlich auch: Hass. Verachtung. Es ist ein wahrhaftiger Melting Pot der Gefühle, der alle mit hineinzieht, die es in irgendeiner Form mit den Veronesern halten.
Fangen wir heute doch einfach mal am Ende an. Mit einer Anekdote, die den Zustand von Hellas Verona ganz treffend beschreibt.
André Silva sollte die neue Sturmhoffnung sein, ein Brasilianer in Diensten des portugiesischen Erstligisten Vitoria Guimaraes. Mit portugiesischem Pass. Dachte man – und das offensichtlich nicht nur in Portugal, sondern auch in Verona.
Und so landete Silva in Verona, der Transfer wurde von den Medien bereits als perfekt vermeldet. Der Vertrag lag bereit, der Medizincheck war terminiert, die Vereine waren sich einig. Doch nur eines fehlte. Genau: der portugiesische Pass. Es stellte sich heraus, dass jener Pass gar nicht existiert – der Deal platzte, da die Gialloblù bereits alle Nicht-EU-Kaderplätze vergeben hatten und haben.
Ein Armutszeugnis, sowohl für den portugiesischen Verein als auch für die Veroneser – treffender könnte ein „Transfer“ den aktuellen Zustand des Vereins tatsächlich nicht beschreiben.
Verschaffen wir uns also einen kurzen Überblick über die Transferbewegungen. Die Gründe für die zahlreichen Abgänge habe ich bereits vielfach dargestellt, diesen Part überspringe ich.
Die Abgänge – in chronologischer Reihenfolge, von Beginn des Transferfensters bis jetzt:
Isak Hien (Atalanta), Balde Siren Diao (Atalanta), Filippo Terracciano (AC Milan), Yayah Kallon (SSC Bari), Marco Faraoni (ACF Fiorentina), Cyril Ngonge (SSC Napoli), Josh Doig (US Sassuolo), Jayden Braaf (Sittard), Milan Djuric (Monza), Koray Günter (Karagümrük), Riccardo Saponara (Ankaragücü), Jordi Mboula (Racing Santander), Bruno Amione (CS Laguna)
Wohlgemerkt sind unter diesen Abgängen sechs – in Zahlen: 6!!!! – Stammspieler der Hinrunde (Hien, Terracciano, Faraoni, Ngonge, Doig, Djuric) sowie mit Saponara, Mboula und Amione drei weitere Spieler, die zumindest zur erweiterten Stammelf gehörten. Die generierten Einnahmen sollten locker über € 45 mio betragen – viel Geld zum Investieren also.
Das wurde dann natürlich auch gemacht – haha, kleiner Witz am Rande. Sportdirektor Sogliano musste selbstverständlich wieder einmal mit dem begrenzten Budget von Präsident Setti arbeiten – irgendwie eine Mannschaft zusammenstellen, die den Klassenerhalt schafft.
Die Zugänge:
Karol Swiderski (MS, Leihe, Charlotte), Stefan Mitrovic (LA, Crvena Zvezda), Fabien Centonze (RV, Leihe, Nantes), Ruben Vinagre (LV, Leihe, Sporting), Dani Silva (ZM, Guimaraes), Reda Belahayane (DM, OGC Nice), Tijjani Noslin (RA, Fortuna Sittard), Elayis Tavsan (RA, Nijmegen).
Insgesamt investierte der Verein knappe € 6 mio, zusätzlich zu der gezogenen KO von Tomas Suslov (€ 1 mio, Groningen). Es grenzt beinahe an ein Wunder, dass der junge Slowake Suslov, seines Zeichens wohl der Spieler der vergangenen Monate, nach der gezogenen Kaufoption nicht auch noch kurzerhand verscherbelt wurde… Ja – man weiß nicht wirklich, wie man ein Resümee ziehen soll.
13 Abgängen stehen zwar acht Zugänge gegenüber, doch der qualitative Aderlass kann schlicht und ergreifend nicht kompensiert worden sein.
Schwer vorstellbar, dass Sogliano ein solcher Glücksgriff wie mit Ngonge gelungen ist, der im vergangenen Winter aus Groningen kam und schnell zu DEM Leistungsträger avancierte. Ein Glücksgriff – auf einen solchen kann sich Hellas Verona nun wahrlich nicht erneut verlassen.
Die neuen potenziellen Rollen der Spieler werde ich in den kommenden Tagen (versuchen zu) erörtern – wahrscheinlich muss Coach Marco Baroni dies selbst zunächst einmal mit Hilfe von Google, ChatGPT und Transfermarkt tun….
Fortsetzung folgt.