Für die Jungs aus der Hafenstadt der Abruzzen geht es am heutigen Dienstag zum Nachholspiel gegen Virtus Entella. Kellerduell. Letzter gegen Vorletzter. Mit einem Sieg könnten die biancazzurri bis auf einen Punkt auf die Playout-Plätze aufrücken. Sollte man dagegen verlieren, wären die vier Punkte in den vier verbleibenden Saisonspielen aufzuholen. Eine alles andere als leichte Aufgabe, die es unbedingt zu vermeiden gilt.
„Das war sicherlich keine einfache Zeit, aber wir haben versucht das Beste draus zu machen und jetzt gilt es drei Punkte zu holen, die wir dringend benötigen.“ (Gianluca Grassadonia)
Nach acht positiven Coronafällen unter den Spielern musste das gesamte Team in Quarantäne. Die Serie B unterbrach sogar die laufende Saison für eine Woche, um zumindest für eine gewisse Chancengleichheit zu sorgen. Wie man nun aus dieser trainingsarmen Zeit kommt, wird sich heute zeigen. Eine Aussage darüber zu treffen ist angesichts der verschiedenen Beispiele aus der restlichen Fußballwelt unmöglich. Jedoch darf und kann es derzeit keinerlei Ausreden geben, denn das Ziel Klassenerhalt ist – noch! – nicht unmöglich und angesichts des drohenden Sumpfes namens Serie C auch unbedingt zu erreichen. Viel zu viele Teams sind im Treibsand der dritten italienischen Spielklasse hängen und stecken geblieben.
„Wir mussten vermehrt individuell trainieren. Selbst die Videoanalysen konnten wir nur in mehreren Gruppen vollziehen. Und das frisst unheimlich Zeit.“ (Gianluca Grassadonia)
Der 48-jährige Übungsleiter aus Salerno hat sein ambitioniertes Ziel trotz aller Widrigkeiten noch nicht aus den Augen verloren. Dafür ist er bereit immer alles zu geben. Beim letzten Spiel vor der erzwungenen Coronapause brach er wenige Minuten vor dem Abpfiff am Spielfeldrand zusammen und musste von den Notärzten im Stadion mit Sauerstoff versorgt werden. Hohes Fieber und viele Medikamente seien Schuld gewesen, so der Trainer später. Er lebt einen Geist und Einsatz vor, dem es nun von Spielerseite aus zu folgen gilt. Der Präsident Daniele Sebastiani hat ihm deswegen bereits eine Vertragsverlängerung in Aussicht gestellt. Egal in welcher Spielklasse.
„Wir müssen alles geben: Einsatz, Zusammenhalt und den unbedingten Willen, Pescara zum Klassenerhalt zu führen. Wir dürfen nur nach vorne schauen, aber mit Selbstvertrauen.“ (Gianluca Grassadonia)
Der engagierte Trainer ist ein purer Optimist. Er glaubt an den Erfolg und er lebt diesen Glauben vor. Dies gepaart mit seiner offensiv orientierten Spielfreude, die er als Spieler unter Zdeněk Zeman bei Foggia erlebt hatte, machen ihn zu einem Motivator, zu einem Mentalitätstrainer. Genau richtig für knallharten Abstiegskampf. Und all das, obwohl er immer wieder Niederschläge zu verkraften hatte. Oder vielleicht gerade deshalb?
Als Spieler seiner Heimatstadt Salerno wurde er 1996 nach einem Eigentor von Ultras aufgesucht und halb ohnmächtig geprügelt.
Während eines Spiels im Jahre 1998 erlitt er nach einem schweren Kopftreffer einen Herzstillstand. Da es zu dieser Zeit noch nicht in jedem Stadion Defibrillatoren gab, ist sein Überleben dem großartigen Einsatzes eines Mitspielers und des Teamarztes der gegnerischen Mannschaft zu verdanken.
2003 wurde sein Auto vor seinem Privathaus von Ultras von Cagliari infolge einer Niederlage angezündet. Ein Nachbar entdeckte die Flammen jedoch frühzeitig und alarmierte sofort die Feuerwehr. So blieben Grassadonia und dessen Familie glücklicherweise unverletzt.
„Es gefällt mir daran zu denken, dass das Beste morgen beginnen wird.“ (Gianluca Grassadonia am gestrigen Tag)
Es liegt im Naturell eines Gianluca Grassadonia immer positiv in die Zukunft zu blicken. Rückschläge wie die vielen Coronafälle in der eigenen Mannschaft passieren, doch sind für ihn alles andere als unüberwindbar. Eine solche Mentalität kann auch nicht als reiner Zweckoptimismus abgetan werden. Da steckt viel mehr dahinter. Und das ist hoffentlich ansteckend. Denn jetzt gilt es. Jetzt oder nie.