„was, der war bei hellas?!“ – #2

FC Barcelona, Real Madrid, FC Sevilla, Olympiakos, Benfica – was sich wie die Gruppenauslosung im Rahmen einer anstehenden Champions League Saison liest, ist viel mehr ein Teil der Biographie eines Spielers, der den meisten mentalità calcio-Lesern ein Begriff sein wird.

Natürlich, dem geneigten Experten wird sofort auffallen: „Da fehlen doch Vereine!!!“ – Und ja, korrekt: Es fehlen sogar drei Vereine. River Plate, Malaga und – genau, richtig: Hellas Verona.

Noch lange vor den Messis und (Cristiano) Ronaldos dieser Welt galt er als das süße Zukunftsversprechen des weltweiten Spitzenfußballs: Javier Pedro Saviola Fernández, in Europa besser bekannt unter seinem allzeit geläufigen Rufnamen Javier Saviola.

Diesem Argentinier schien alles zu gelingen: Debüt im zarten Alter von 16 Jahren für River Plate, argentinischer Fußballer des Jahres 1999 und Torschützenkönig mit gerade einmal 18 Jährchen auf dem Buckel – und somit sogar ein ganzes Jahr jünger als ein gewisser Diego Maradona bei seinem ersten Gewinn dieses Titels – El Conejo, zu Deutsch das Kaninchen, hatte alle Voraussetzungen und Verheißungen, einer der größten Fußballer unserer Zeit zu werden. 

Mit 19 der Wechsel nach Barcelona, der vielleicht etwas zu früh kam, die Leihen nach Monaco und Sevilla mit dem anschließenden Wechsel Richtung Madrid – die Biographie Saviolas ist wohlbekannt, Geschichten gibt es ohne Ende.

mentalità calcio widmet sich daher einer Geschichte der Karriere des Kaninchens, die nicht so wohlbekannt wie die anderen ist.

Nachdem im ersten Teil der Serie mit Adrian Mutu ein Spieler vorgestellt wurde, dessen Karriere in Verona so richtig Fahrt aufnahm, dreht sich nun alles um Javier Saviola, denn auch der spielte mal in Verona – „Was, der war bei Hellas?!“ #2

Wir schreiben den Sommer des Jahres 2014. Der bald 34-jährige Stürmerroutinier Saviola hat eine erfolgreiche erste Saison in Griechenland hinter sich, mit ganzen 15 Scorerpunkten (12 Tore und drei Vorlagen) in 25 Spielen hatte der Argentinier großen Anteil an Olympiakos‘ erneuten Titelgewinn; zeigte so, dass mit ihm noch immer zu rechnen ist.

Diese Leistungsnachweise genügten den Gialloblù aus Verona, um beim früheren Toptalent und Olympiasieger anzuklopfen: In den vergangenen Monaten hatte man bereits sehr gute Erfahrungen mit den Verpflichtungen von Altstars gemacht, so waren Luca Toni und seit wenigen Wochen auch Rafael Màrquez fester Bestandteils des Veroneser Kaders von Erfolgstrainer Andrea Mandorlini.

Márquez, langjähriger Wegbegleiter Saviolas beim großem FC Barcelona, sorgte folgerichtig so auch für den entscheidenden Kontakt zur Verpflichtung des ehemaligen „36-Millionen-Stürmers“ – ein Umstand, der den Veroneser Anhang durchaus verwundert die Augen rieben ließ, schließlich sind und waren (wenngleich alternde) Stars eine Rarität im Bentegodi.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Verona gerade eine sehr erfolgreiche Saison hinter sich, nach dem Wiederaufstieg im Sommer 2013 sprang für die Mannschaft ein herausragender 10. Platz in der Endabrechnung heraus – Saviola sollte neben Màrquez nun helfen, auch „das verflixte zweite Jahr“ erfolgreich gestalten und die Scaligeri in der italienischen Oberklasse etablieren zu können.

Vorneweg – Ja, Verona konnte auch die zweite Saison in Folge erfolgreich gestalten; am Ende der Saison resultierte ein 13. Platz für die Mastini aus den Anstrengungen; wenngleich Javier Saviola den so prägnanten, roten Faden seiner Karriere auch in Verona „erfolgreich“ weiterverfolgen konnte, denn: Er blieb unter Erwartungen.

Eine harsche Formulierung, die aus Sicht eines Veronesers allerdings seine Daseinsberechtigung besitzt. Saviola wirkte von Beginn an wie ein Fremdkörper in einer funktionierenden Mannschaft, war so schnell außen vor. Seinen ersten Treffer erzielte der im Vorjahr in Griechenland noch so erfolgreiche Altmeister erst Anfang Dezember in einem Spiel der Coppa Italia gegen den Zweitligisten Perugia; einen erfolgreich verwandelten Elfmeter, den er zuvor erfolgreich provoziert hatte – einer der wenigen Lichtblicke in Saviolas Veroneser Karriere.

Der zweite Lichtblick sollte allerdings nur knappe sechs Wochen später folgen. Ein Heimspiel gegen Atalanta, Ende Januar, wobei die Mannschaft der Bergamaschi mit dem heutigen Team so rein gar nichts gemein hatte. In der 53. Minute kommt der Ball zum griechischen Nationalspieler Lazaros Christodoulopoulos, der in Richtung der Grundlinie der Lombarden zieht, in den Strafraum dringt und einen mustergültigen Pass zu Saviola spielt – der Argentinier muss nur vollenden und macht dies auch in abgezockter Manier, in dem er den Ball an der Kante des Fünfmeterraumes über seinen rechten Fuß und folgerichtig über Atalanta-Keeper Marco Sportiello rutschen lässt. Ein wahrer Genuss, dieser Treffer; die Einfachheit des Passes und insbesondere jene von Saviolas Abschluss ist es, die diesen Treffer so schön erscheinen lassen. Einfachheit in Perfektion.

Und ein Abschluss, der sich leider nicht stellvertretend für Saviolas Abenteuer im Veneto nutzen lässt. Es sollte Saviolas einzig wirklicher Glanzpunkt im Dress der Gialloblù bleiben – nach nicht einmal zwölf Monaten mit ganzen 455 Einsatzminuten in der Liga, einem (Liga-)Treffer sowie ganzen zwei Vorlagen fand das Italien-Kapitel für das frühere Megatalent aus Buenos Aires ein jähes Ende. Saviola entschied sich für eine Rückkehr zu seinem Heimatverein River Plate, wo er nur wenige Monate später seine Karriere ganz beendete.

Saviola blieb somit auch in Verona unter den – oftmals überzogenen – Erwartungen, die man während seiner Karriere an ihn hatte – zumindest in Verona ist er nahezu komplett in Vergessenheit geraten. Kein Wunder in Anbetracht der dürftigen Statistiken. 

Saviola selbst hingegen wird seine Zeit in Verona sicherlich niemals auch nur annähernd vergessen: Sein erstes Kind Fabricio erblickte in Verona das Licht der Welt, damit sei auch er „gewissermaßen ein Veroneser“, wie der Argentinier in einem Interview bekannte.

Und damit konnte Saviola sicherlich die für ihn persönlich wichtigsten „Erwartungen“ an seine Zeit in der norditalienischen Stadt mehr als nur erfüllen.

tifoso del verona