coerenza e mentalità

Ein jeder Fan des italienischen Fußballs träumt davon, einmal das altehrwürdige San Paolo di Napoli betreten zu dürfen. Das Stadion, das mittlerweile den Namen des größten Fußballers trägt, der jemals über den dortigen grünen Rasen tanzte. Diego Armando Maradona.

Schon weit vor Zeit des kleinen Argentiniers bestimmte der Fußball nahezu alles in der Stadt. Die Stadt kannte immer nur ein Thema. Ob getrieben von der Anspannung kurz vor einer anstehenden Partie, der Stimmung und der Aufregung während eines Spiels oder der Vorfreude auf das hoffentlich bald kommende, nächste Spiel. Läuft es mit dem Fußball rund, geht es den Leuten und der Stadt gut. Läuft es dagegen mal schlecht, spürt man das in jeder engen Gasse am Fuße des Vesuvs.

„Un giorno all’improvviso, mi innamorai di te.
Il cuore mi batteva, non chiedermi il perché.
Di tempo ne è passato, ma siamo ancora qua.
E oggi come allora difendo la città! Alé alé alé…“

Lied für Lied, Gesang für Gesang. Immer wieder wird die eine, ewige Liebe besungen. Die Liebe zur Stadt und dessen Verein, die untrennbar miteinander verwoben sind.

Doch zwischen all den Liebeshymnen, den Anfeuerungschören und Schlachtrufen findet sich in Neapel auch ein ganz besonderes Fanlied. Es erzählt einen bestimmten Teil der Geschichte der Ultras in Italien.

„Lo stato ha fatto una legge,
che dice allo sbirro così,
appena incontri un tifoso,
arrestalo e portalo qui. (…)”

In den 80er und 90er Jahren trieb es jeden mit Rang und Namen in der Welt des Fußballs nach Italien. Egal ob man daraufhin auf dem Spielfeld oder auf der Tribüne für Furore sorgen sollte. Die Aufmerksamkeit eines jeden Anhängers des Fußballs war auf die italienische Halbinsel gerichtet.

Die Entwicklung auf den Rängen war der italienischen Regierung nun zunehmend ein Dorn im Auge. Verschiedene Personen und Gruppierungen – auch gänzlich außerhalb der Fußballszene – versuchten mehr und mehr an Einfluss zu gewinnen, so dass die „curva“ noch unzähmbarer und unkontrollierbarer schien. Dem begegnete die gänzlich überforderte italienische Politik mit Aktionismus in Form der harten Hand des Staates. „Stadionverbot“ hieß die neu entdeckte Wunderformel. Das sollte zwar das Problem aus Sicht der Obrigkeit lösen, erstickte jedoch die Fankultur verschiedenster Vereine und Kurven. Das Ende einer glorreichen Zeit.

„Diffidati con noi!“

Auf der Nordseite der Alpen hat man sich vielerorts die Fankultur aus dem Süden zum Vorbild genommen. Fahnen, Doppelhalter, Gesänge zeichneten das Bild verschiedenster Fankurven der Bundesliga.

Doch nicht nur das nahm man sich in Deutschland zum Vorbild. Die staatstragenden Kräfte wollen wohl ebenfalls den europäischen Freunden nacheifern und verbannen ihrerseits fleißig Fans aus den Kurven der deutschen Stadien.

Das sollte in der „Causa Hopp“ vor einem Jahr gipfeln, als sich Fans verschiedener Lager solidarisierten. Mit Blick zurück nach Italien erkennt man darin ein typisches Verhalten der eigentlich heterogenen Ultras.

„Lavali, lavali, lavali col fuoco,
dai Vesuvio lavali col fuoco!”

Dort sperrte man die Fans von Milan für ein Spiel in Neapel, weil diese zuvor rassistische Gesänge an die Süditaliener gerichtet hatten. Die so stolzen Süditaliener reagierten jedoch auf ihre Weise auf dieses Vorgehen seitens des Staates. Man stimmte einfach selbst besagten Fangesang in der Kurve an und beleidigte sich sozusagen selbst. Daraufhin zeigte man ein Banner mit der klaren Botschaft, man solle nun auch sie aus dem Stadion verbannen.

Die Ultras reagieren auf ihre Weise auf jede Form der Ungerechtigkeit. Unabhängig aus welcher Richtung sie stammt. Dass dabei andere Werte und Regeln zählen, sollte mittlerweile eigentlich auch der Staat verstanden haben. Auf beiden Seiten der Alpen.

„ (…) Appena arrivati in questura,
lo sbirro tremare dovrà,
la legge non ci fa paura,
lo stato non ci fermerà.
Infatti non ci fermeremo,
la vita degli Ultras si sa,
conosce soltanto due leggi,
coerenza e mentalità!”

tifoso del pescara