quo vadis, delfino pescara?

interview mit 1936 solo io (antonio castelli)

Antonio Castelli produziert seit mehreren Jahren regelmäßig YouTube-Videos über den Verein seiner Heimatstadt Pescara. Meinungen, Einschätzungen, Prognosen. Immer offen und ehrlich, aber vor allem emotional. Ein glühender Anhänger und wahrer Fan. Insbesondere in der Ferne fühlt man sich selten näher am Adriatico als bei seinen Videos.

Nun hat er nach dem enttäuschenden Saisonauftakt bei Niederlagen aus den ersten sechs Saisonspielen und ohne Sieg, ein paar meiner Fragen zu Pescara im Allgemeinen, sowie zu dieser Saison beantwortet.

Warum ist ausgerechnet der Delfin das Wappentier von Pescara geworden?

Pescara hat den Delfin ausgewählt, weil es an der Adriaküste liegt, also eine Stadt des Meeres ist. So sind auch die Vereinsfarben weiß und blau, zurückzuführen auf die Farben des Himmels und des Meeres. Der Delfin selbst ist das wohl charakteristischste und repräsentativste Tier des Meeres.

Was war die schönste Zeit für dich als Fan von Pescara?

Ich habe zwei großartige Zeiten erleben dürfen: Zuerst die Ära von Galeone mit Leo Junior in der Serie A. Und später den Aufstieg unter Zeman, mit einem Pescara mit Spielern wie Insigne, Immobile und Verratti, eine einzigartige und nicht wiederholbare Zeit.

Was unterscheidet Pescara Calcio von anderen Vereinen?

Der Unterschied zwischen Pescara und vielen anderen italienischen Vereinen ist das Management. Während andere mit einem gewissen Plan auf dem Transfermarkt tätig werden und junge Talente in tieferen Ligen suchen, um sie in der eigenen Liga einzusetzen, geht Pescara selbst – so scheint es – weitgehend planlos vor, lebt vielmehr in den Tag hinein, ohne die Mannschaft gezielt zu verstärken. Oftmals nimmt man sinnlose Transfers vor, die nur auf den Einfluss mancher Spielerberater zurückzuführen sind. Das birgt vielerlei Schwierigkeiten im Umgang mit dem Kader für den jeweiligen Trainer.

Bei aller verständlichen Kritik, gab es auch positive Seiten bei den diesjährigen Transfers?

Ich glaube, dass die Transferbemühungen von Pescara auch dieses Jahr enttäuschend waren. Positiv sind sicherlich die Verpflichtungen der vielen äußerst talentierten jungen Spieler. Andererseits sind zu viele Spieler im Alter von über 30 Jahren verpflichtet worden und somit fehlen letztlich die Spieler auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Außerdem sind manche Positionen nahezu unbesetzt, da spreche ich bei nur zwei nominellen Stürmern natürlich insbesondere über den Angriffsbereich, während andere Bereiche überbesetzt sind und man versteht beim besten Willen nicht weshalb.

Glaubst Du, dass unter Oddo eine positive Wende gelingen kann?

Ich weiß nicht, ob es Oddo gelingen kann, diese schwierige Phase zu überwinden. Leider konnte der Trainer mit der Mannschaft erst verspätet anfangen zu arbeiten. Manche Spieler sind dazu in schlechter körperlicher Verfassung und andere sind noch dazu erst sehr spät zum Team gestoßen. Der Mannschaft mangelt es folglich an Kondition und Abstimmung. Es braucht Zeit, um eine Gruppe zu formen und ein gewisses Zusammenspiel aufzuziehen. Zusätzlich setzt uns etwas Pech zu, bezogen auf die ein oder andere Verletzung. Wir können also nur das Beste für die Zukunft hoffen und uns wünschen, dass es Oddo irgendwie gelingt, dieser schwierigen Phase zu entkommen.

Wie viel Zeit wird Oddo noch bekommen? Könnte eine Niederlage am Wochenende gegen Cittadella bereits das Ende für ihn bedeuten?

Wahrscheinlich wird das Spiel gegen Cittadella nach der Niederlage in Lecce ausschlaggebend für die Zukunft von Oddo sein. Ich wünsche mir eine Reaktion der Mannschaft, hoffentlich unter Mithilfe von Asencio. Sollten wir allerdings auch das nächste Spiel verlieren, befürchte ich, dass ein Wechsel auf der Trainerbank notwendig sein wird, damit ein Ruck durch die Mannschaft geht und sich die Saison noch zum Positiven wendet.

Es gibt zahlreiche Gerüchte über den Verkauf des Vereins. Sollten sie sich bewahrheiten, was versprichst du dir davon?

Zurzeit gibt es tatsächlich viele Gerüchte über den Verkauf des Vereins. Als Fan erhoffe ich mir von den möglichen neuen Eigentümern oder dem neuen Präsidenten, dass Pescara wieder wettbewerbsfähig wird und es gelingt, eine starke Mannschaft zu bilden, die zumindest dazu fähig ist um einen Mittelfeldfeldplatz in der Serie B mitzuspielen. Seit mittlerweile vier Jahren leiden wir sehr und ehrlich gesagt tut es richtig weh, Pescara in solch einer Verfassung zu sehen.

Grazie mille!

tifoso del pescara