McCaffè – #1

McCaffè – alles, was man nach einem Fußballwochenende bei einem schnellen caffè al bar vor der Arbeit noch besprechen würde. Eine Kultur, die in Deutschland leider völlig fehlt. mentalità calcio bringt diese nach jedem Spieltag nun zu euch nach Hause: Allora prendiamo un (mc-)caffè e parliamoci!

Capocannixiere-Kalinic – Zugegeben: Wir beginnen direkt mit einem unterirdischen Wortspiel, das treffender nicht sein könnte. Nach mustergültiger Vorlage des überragenden Mattia Zaccagni vollbrachte der kroatische Hellas-Stürmer Nikola Kalinic das Kunststück, den Ball aus fünf Metern statt ins leere Tor an die Latte zu köpfen. Capocannixiere war an jenem Abend noch eine der netten Bezeichnungen, die sich der Routinier einfangen musste – der frühere Milanista, ausdrückliche Wunschverpflichtung des Ex-Trainers Ivan Juric, glänzt leider seit 14 Monaten mit seiner nahezu absurden Abschlussschwäche.

Come uno, come l‘altro – Die Widrigkeiten im Hause des glorreichen FC Internazionale aus Mailand hatten keine negativen Auswirkungen auf Inters ersten Spieltag: Ein glanzvoller 4-0 Sieg gegen Genoa ließ die Abgänge von Lukaku, Hakimi und Conte zumindest für einen Abend vergessen. Übrigens: Auch Antonio Conte feierte einen 4-0 Sieg in seinem Ligadebüt, im August 2019 gegen Lecce. Kein schlechtes Omen für Simone Inzaghi.

Sorry – A, no!! Oh – Si, man! – Den lächerlichsten Pfiff des Spieltags gab es zunächst im Rahmen des Serie A-Comebacks von Salernitana nach über zwei Jahrzehnten zu bestaunen, einem durchaus couragierten Auftritt in Bologna, der nicht nur wegen des Debüts von Stürmer Simy an das Crotone der vergangenen Saison erinnerte.

Alles begann relativ harmlos mit einem Eckball, bevor es noch harmloser mit einem Zweikampf im Bologna-Strafraum endete: 

Rossoblu-Kapitän Roberto Soriano, gebürtiger Darmstädter, steigt nach jenem Eckball zum Ball hoch, streift Gästestürmer Milan Djuricic im Gesicht – und nachdem sich sämtliche Spieler und Verantwortliche nach kurzer Behandlungspause des Bosniers ohne jegliche Proteste bereits auf ein reguläres Weiterspielen eingestellt haben, entscheidet sich Referee Antonio Rapuano zur Überraschung aller Beteiligten dann doch noch zum VAR-Einsatz – und folgerichtig dazu, einen Elfmeter für Salernitana zu geben; inklusive (gelb-)roter Karte für den fassungslosen Roberto Soriano… 

Doch dann entschied Referee Gianluca Aureliano in Neapel, der ganzen Angelegenheit im Spiel Napoli gegen Venezia die Krone aufzusetzen: Victor Osimhen erhielt nach einem Eckball die glatte, rote Karte für einen vermeintlichen Schlag gegen seinen Gegenspieler Daan Heymans – eigentlich unfassbar, dass Aureliano auf die kleine Schauspieleinlage Heymans‘ nach einem alltäglichen Positionskampf tatsächlich ansprang.

Natürlich können beide Entscheidungen durchaus als regelkonform ausgelegt werden. Doch: Hier ist das gute, alte Fingerspitzengefühl sicherlich angebracht, sonst haben wir pro Spiel zwei oder drei Platzverweise…

Assistkönig-Abraham – Zurecht wurden in den vergangenen Tagen Mourinho und seine Roma für die spektakuläre Verpflichtung des englischen Stürmers Tammy Abraham bejubelt, gleich das Debüt zeigte all die Fähigkeiten des jungen Londoners, wenngleich in – selbst für den Stürmer – etwas ungewohnter Art und Weise: Abraham konnte zwar keinen Treffer markieren, steuerte allerdings zwei Assists zu Romas 3-1 Sieg über die Viola bei – ein Kunststück, das ihm so in seiner bisherigen Profi-Laufbahn zuvor noch nie vergönnt war. 

Cristiano No-naldo – Es schien die perfekte Handlung zu sein, gewiss Hollywood-like, mit klassischem Happy End. 

Am Nachmittag, wenige Stunden vor Anpfiff des ersten Saisonspiels der Alten Dame in Udine, kamen die ersten Meldungen auf: Cristiano Ronaldo hätte um einen Platz auf der Bank gebeten, da er weiterhin auf einen Wechsel in dieser Transferperiode hoffe.

Zumindest nahm CR7 dann auch tatsächlich auf der Bank Platz, nach einer „gemeinsamen Entscheidung“, so die offizielle Kommunikation – nichtsdestotrotz legte Juventus mit einem erstarkten Dybala (Überraschung! – Stichwort: Allegri) eine gute Partie hin und führte mit 0-2, ehe Torhüter Wojciech Szczesny fleißig Geschenke verteilte und den Norditalienern zum Anschluss- und wenig später gar zum Ausgleichstreffer verhalf.

Dann sollte das Drama in seinen finalen, abschließenden Akt führen: Ronaldo kam von der Bank, verwertete in der fortgeschrittenen Nachspielzeit eine mustergültige Flanke von Chiesa per Kopf in gewohnter Manier – die typische CR7-Show folgte, natürlich oberkörperfrei, welch Jubelorgie; der perfekte Schlussakt des vermeintlichen Neben- und/oder Hauptdarstellers.

Doch, wie in Schauspielen so üblich, kam die Euphorie schnell zu einem jähen Ende und die Handlung nahm eine abrupte Wendung: Abseits, kein Tor, Udinese 2-2 Juventus.

Insignen des Königs – Elfmeter verschossen, wenige Minuten später den nächsten verwandelt: Nicht nur des Spieles wegen waren es ereignisreiche Tage und Wochen für Lorenzo Insigne. Ein Napoli ohne den gebürtigen Neapolitaner, das ist quasi unvorstellbar. Insigne ist eine lebende Legende – mit seinem Treffer am Wochenende hat der Europameister in ganzen 10 verschiedenen Serie A-Saisons für seinen Heimatverein getroffen. Der Rekord von Treffern in 11 verschiedenen Saisons ist greifbar. Neben Marek Hamsik gelang dieses Kunststück einem anderen gebürtigen Neapolitaner, der 1976 gar die Coppa mit der SSC gewinnen konnte: Antonio Juliano, ebenfalls Europameister mit seinen Azzurri, allerdings im Jahre 1968.

Lavoro? – Macché! – Für den einen das Highlight des fortgeschrittenen Jahres, für den anderen lästige Arbeit: Während sich @mentalitacalcio an der Möglichkeit, das Spiel Verona gegen Sassuolo auf der Pressetribüne verfolgen zu können, quasi ergötzte, war es für seinen Nebenmann, einem Lokalreporter aus dem Einzugsgebiet von Sassuolo, nichts als lästige Arbeit: Der konzentrierte sich – inklusive Kopfhörern – lieber auf das Spiel „seiner“ Interisti, verpasste so sogar den Platzverweis von Hellas-Kapitän Veloso. Man möge es ihm verzeihen.

Serie Altherren? – Lassen wir die Zahlen sprechen: 36 Tore in 10 Spielen, ganze 3,6 Tore pro Spiel – die höchste Anzahl geschossener Tore an einem ersten Spieltag seit dem Jahre 1950 (!). Auch grandios ist die Anzahl der Platzverweise: Ganze sieben Mal wurde ein Spieler vorzeitig in die Kabine geschickt, allerdings in gerade einmal vier Partien.

Endlich ist unser calcio zurück. Serie Attraktiv!

Will noch jemand etwas sagen? – Ja, Inter-Neuzugang Hakan Calhanoglu hat noch eine Erkenntnis ob der Qualität seiner neuen Mitspieler. Angesprochen auf seine Gala-Vorstellung gegen Genoa gab er zu Protokoll: „Wir haben hier eine großartige Gruppe von Spielern. Es ist einfach, mit solchen Top-Spielern zusammenzuspielen, deren Bewegungsabläufe so gut sind.“

Sätze, die nach typischem „Fußballersprech“ klingen – oder mit etwas Fantasie gar Aussagen, die als kleine Spitze gegen seinen Mailänder Ex-Verein interpretiert werden können – und die in diesem Falle bei Ibrahimovic, Kessié und co. nicht sonderlich gut ankommen werden…