Nachdem vor Saisonbeginn meine Prognose durchaus zutreffend war (quo vadis, hellas verona? – mentalità calcio), gestaltet sich die Angelegenheit in Form eines Saisonrückblicks weitaus schwieriger.
Normalerweise sind Rückblenden keine große Sache. Auch im Falle der aktuellsten Saison von Hellas Verona sollten sich hier eigentlich nur wenige Komplikationen auftun. Eigentlich, denn leider kann man unter den gegebenen Umständen gar nicht zurückblicken, ohne potenzielle Entwicklungen und Ängste der Zukunft außen vor zu lassen.
Ich versuche es trotzdem. Wenngleich es sehr schwierig ist, die Emotionen, welche nach diesen zwei erfolgreichen Saisons, angesichts der Umstände, beinahe sekündlich in Kopf und Herz stechen.
Letztendlich lässt sich sagen: Alle Faktoren, die in der obigen Saisonvorschau als Erfolgsgaranten galten, sind eingetroffen.
Und das noch viel besser als erwartet:
Platz 10 in der Endabrechnung, das achte Mal in der Vereinsgeschichte auf der „linken Seite“ – sprich der oberen Tabellenhälfte – gelandet, ein riesiger Erfolg. Die Rückrunde war nach erfolgtem Klassenerhalt zwar von einem drastischen Leistungsabfall durchzogen, gerade bei einzelnen Spielern (Zaccagni, Silvestri), doch im Gesamten war es eine gute Saison für Verona, welche die zuvor gehegten Erwartungen ausnahmslos übertrifft.
Mit Ausnahme der mysteriösen Verletzung und der damit verbundenen, teils wochenlangen, Abwesenheit der früheren italienischen Mittelfeldhoffnung Marco Benassi sind nur Nikola Kalinic und mit Abstrichen Kevin Rüegg, letzterer ohnehin als Projekt für die Zukunft geplant, ihre Leistungsnachweise weitestgehend schuldig geblieben.
Die anderen Neuzugänge erfüllten die Erwartungen vollstens, viele von ihnen übertrafen sie um ein Vielfaches.
Ivan Ilic und Antonin Barak wären vorzugsweise zu nennen, die sich in den Fokus vieler europäischer Topklubs (zumindest aus Veroneser Sicht) spielen konnten.
Und beide werden mit ziemlicher Sicherheit in der kommenden Saison nicht mehr in Gialloblu zu sehen sein.
Ilic wird den Weg nach Manchester zurückgehen, ob in einem Konstrukt mit gezogener Kaufoption und anschließender Rückkaufoption seitens City wird sich zeigen, wo der junge Serbe letztendlich spielen wird, ist unklar – die Wahrscheinlichkeit, dass es Verona sein wird, tendiert jedoch gegen Null.
Die Situation bei Antonin Barak birgt nicht sehr viel mehr Optimismus. Mit sieben Saisontoren, drei Assists sowie durchgehend starken Leistungen hat sich der tschechische Nationalspieler auf die Zettel von Clubs wie der AS Monaco oder Bayer Leverkusen gespielt – ein Verbleib ist daher unrealistisch, ein weiterer, immenser Kapitalgewinn für Hellas Verona dennoch zum Greifen nahe.
Die Kaufpflicht für den Tschechen belief sich auf €6 mio, seinen Marktwert konnte Barak auf inzwischen €14 mio steigern – als Ablöse sind um die €20 mio im Gespräch.
Ein weiterer großartiger Riecher, eine weitere großartige Entwicklung, herbeigeführt von und durch Sportdirektor Tony D‘Amico und Coach Ivan Juric.
Und Einnahmen, auf die Verona dringend angewiesen ist. Präsident Maurizio Setti hat Ermittlungen der Guardia di Finanza am Halse, die Situation ist noch sehr unklar. Allerdings: Vom Verein wurde bereits kommuniziert, dass man für Zugänge zunächst Einnahmen generieren müsse.
Ein Fiasko für Ivan Juric. Wieder bei null anfangen, wieder von vorne beginnen?
Stand heute scheint das eher unrealistisch zu sein.
Und während ich diese Zeilen schreibe, fällt mir auf, dass es überhaupt kein Rückblick ist.
Rückblick? Nein, das geht in Verona gerade nicht. Zu ungewiss die Zukunft von Juric, zu ungewiss gar die Zukunft des ganzen Vereins.
Spannende Tage und Wochen stehen uns bevor. Hoffentlich mit akzeptablem Ausgang.
Per sempre gialloblu.