gialloblù superstar – 12 maggio 1985

Der 12. Mai steht für tifosi der Scaligeri aus Verona für etwas ganz besonderes: den bis heute einzigen Gewinn des scudetto. Als Architekt dieses einzigartigen Erfolges gilt hierbei Osvaldo Bagnoli; ein Name, den jedes Kind in Verona noch heute kennt. Ein kleiner Einblick in die Veroneser Welt unter Osvaldo Bagnoli.

OSVALDO BAGNOLI (in Verona von 1981 bis 1990).

– Il mago della Bovisa –

Es ist Sommer 1982, die Fußballsaison ist vorbei. Die AC Milan hat den Aufstieg in die Serie A perfekt gemacht, die Mitaufsteiger kommen aus Cesena und Genua, wobei Cesena den CFC am letzten Spieltag noch auf Platz 3 verdrängen kann – Lazio muss sich im Aufstiegsrennen mit Rang 4 knapp geschlagen geben. Am anderen Ende der Tabelle finden sich vorwiegend Vereine aus Norditalien, inklusive zweier Erzrivalen aus dem Veneto in Form von Verona und Vicenza. Hellas kann das bessere Ende für sich in Anspruch nehmen, sichert sich knapp den Klassenerhalt vor Absteiger Vicenza.

Verona hat in diesen Jahren sehr enttäuschende Saisons in der Serie B hinter sich, kommt nicht auf die Beine, doch Hellas schafft in diesem Sommer 1982 einen Coup: Man kann Osvaldo Bagnoli, Aufstiegstrainer von Cesena, nach Verona holen, zurück in die Serie B; eigentlich ein Abstieg für den Trainer.

Bagnoli hatte bis dahin in Cesena hervorragende Arbeit geleistet, so formte er aus einem Abstiegskandidaten binnen lediglich drei Saisons einen Serie A-Aufsteiger. Er hat den Ruf als herausragender Motivator, die Veroneser Führungsebene weiß um das bei weitem nicht ausgeschöpfte Potenzial im Team und sieht Bagnoli als möglichen Schlüssel zum Erfolg.
Bis dato hatte Bagnoli bei seinen vorherigen Stationen stets einige Zeit gebraucht, um seine Mannschaften nach seinen Vorstellungen zur vollen Potenzialausschöpfung zu pushen, doch nicht so in Verona. Bagnoli schafft ein Jahr nach seinem Aufstieg mit Cesena den erneuten Aufstieg, kann diesmal allerdings mit Verona sogar den Titel der Serie B holen.

Endlich ist Hellas zurück, endlich hat die stolze Stadt Verona wieder den in ihren Augen hochverdienten Erstliga-Fußball. Doch das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange: Bagnoli weiß genau, wie er Individuen seiner Mannschaft ansprechen und handhaben muss, als Aufsteiger holt Verona in der Folge sogar einen überragenden vierten Platz und unterliegt auch im Finale der Coppa nur knapp.

Bagnoli hat somit binnen zwei Saisons aus einem Fast-Absteiger der Serie B einen Europapokalteilnehmer geformt. Als Synonym für Bagnolis Arbeit in den ersten beiden Jahren in Verona kann man am ehesten wohl Domenico Penzo nehmen. Penzo ist bereits 28, als Bagnoli das Ruder in Verona übernimmt und ihn aus Brescia in die Stadt der Scaligeri lotst, ein klassischer Mittelstürmer mit guter Torausbeute in der Serie B, dessen Qualität bis dato jedoch nicht den Anschein erweckt hatte, ein unangefochtener Stammspieler eines Serie A-Teams sein zu können.
Im Veroneser Aufstiegsjahr konnte Penzo bereits 14 Tore erzielen, was auch in dieser Liga sein höchster Wert sein sollte – viel erstaunlicher, und angesprochenes Synonym für Bagnolis Arbeit, sollte dann jedoch Penzos Saison nach Veronas Aufstieg sein: Er erzielte 15 Tore in der Serie A, gleichbedeutend mit Platz 2 in der Torjägerliste, geschlagen geben musste er sich lediglich einem gewissen Michel Platini, dessen Teamkollege Penzo nach dieser Saison in Turin werden sollte. Auch durch andere Spieler-Abgänge machten sich Veronas und Bagnolis Erfolge und neue Anerkennung bemerkbar, so verließen neben Penzo unter anderem auch Dirceu und Oddi die Vereine, wobei außer Oddi keiner mehr sein Potenzial so ausschöpfen konnte wie unter Osvaldo Bagnoli, der es immer wieder schaffte, Abgänge nicht nur zu kompensieren, sondern in „Vorteile“ umzumünzen.
Die Saison 83/84 beendet Verona dann auf Platz 8, der anschließende Sommer 1984 sollte dann in vielerlei Hinsicht entscheidend werden.

Bagnoli, der nach Außen immer einen ruhigen und zurückhaltenden Eindruck hinterließ, hatte bereits in den Jahren zuvor Spieler geholt, die aus diversen Gründen bei anderen Teams den Erwartungen nicht gerecht wurden, die aussortiert wurden oder deren Potenzial ganz einfach nicht ausreichend schien für Serie A-Ansprüche.
Wie bereits bekannt, hatte Osvaldo Bagnoli jedoch das herausragende Talent, Spieler bis hin zum Limit ihres Leistungspotenzials zu pushen:
So konnten unter anderem die frühere italienische Nachwuchshoffnung Antonio Di Gennaro, Domenico Volpati oder Pietro Fanna unter Bagnoli zu Spitzenspielern reifen, auch weil Bagnoli in diesen Spielern trotz ihren bis dato eher semi-guten Leistungsnachweisen passende Puzzlestücke für sein taktisches System sah.

Bagnoli nutze damals – wenig überraschend – das Catenaccio-System, modifizierte dieses allerdings an einigen relevanten Schraubstellen und Veronas System wich so von der allgemeinbekannten Norm etwas ab. Hatte der Gegner beispielsweise Ballbesitz, ließ Bagnoli eine Mischung aus Mann- und Raumdeckung spielen, wobei die gegnerischen Spieler immer weit vom eigenen Tor weggehalten wurden. Die Mittelfeldspieler pressten ebenfalls ständig; viel spannender war jedoch das Verhalten nach einem Ballgewinn respektive allgemein in Ballbesitz: Hierbei spielten die Veroneser entweder direkte, schnelle Konter mit langen Bällen zu den extrem schnellen defensiven und offensiven Außenspielern, um so die Gegner förmlich zu überrennen oder aber sie bauten das Spiel äußerst langsam, dominant und ballbesitzorientiert auf, wobei auch hier immer wieder die Pässe zu den Außenspielern auffielen, die das Spiel extrem schnell machten (eine interessante Parallele zu Juric‘ Verona). Die Neuzugänge, die Bagnoli über die Jahre in Verona immer wieder einbaute, passten von Spielverständnis und Art immer wieder aufs Neue sehr gut in Bagnolis taktische Gedankenwelt, seine Motivationsstärke war dann jeweils die perfekte Ergänzung.
Allgemein waren Bagnolis Mannschaften dafür bekannt, insbesondere gegen Ende von laufenden Spielzeiten immer stärker zu werden, auch weil Bagnoli gerne während einer Spielzeit fortlaufend an kleineren Schrauben drehte und so in diesem Fall die Spiele von Hellas noch effizienter und unberechenbarer gestalten konnte.
Bagnolis Spielverständnis und seine Art zum Spielen sollte in den kommenden Jahren als Vorbild für viele weitere italienische Trainer dienen.

Doch zurück zum angesprochenen Sommer 1984: Verona konnte Hans-Peter Briegel aus Kaiserslautern sowie Preben Elkjaer-Larsen vom KSC Lokeren verpflichten, letzterer als Ersatz für den Penzo-Nachfolger Iorio, der zur Roma zurückkehrte (wie so viele Spieler also zurück zu dem Verein, von dem sie nach Verona kamen; nachdem sie von Bagnoli ans Limit ihres Leistungspotenzials gepusht wurden). Briegel wurde fortan von Bagnoli zum Mittelfeldspieler umfunktioniert, Elkjaer wurde zur perfekten Ergänzung für Giuseppe Galderisi.

Verona spielt eine absolut grandiose Saison 1984-1985, dominiert die Liga unglaublicher Weise ab dem ersten Spieltag und kann letztendlich den scudetto holen. Bis heute ist dieser Triumph ganz eng mit Bagnoli verbunden, der es über die Saisons bis zum Höhepunkt 1985 schaffte, sich eine Mannschaft gemäß seinen taktischen Vorstellungen zu bauen und diese bis übers Limit hinaus zu befördern.
Auf europäischer Ebene konnte Bagnoli mit den Gialloblu in dieser Zeit nicht an die nationalen Erfolge anknüpfen, was auch an äußerst dubiosen Schiedsrichter-Entscheidungen in Spielen gegen Juventus im Europapokal der Landesmeister lag.

Auch eine weitere Änderung hinsichtlich der Serie A gab es in diesem Sommer, die zugegebenermaßen wenig mit Bagnoli zu tun hat: Zum ersten und bisher einzigen Male wurden Schiedsrichter den Serie A-Partien per Zufallslos zugeteilt; schaut man sich die Abschlusstabellen der Saisons davor und danach an, fällt einem schnell ein deutsches Sprichwort ein: „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.“ – Der Legende um das Veroneser scudetto-Team von 1985 hat das sicherlich nicht geschadet.

Nach dem Titel 1985 und somit Bagnolis Höhepunkt fiel das Team nach und nach immer weiter auseinander, binnen 2 Jahren verließen Größen wie Briegel, Galderisi, Garella oder Fanna den Überraschungsmeister aus Verona.

Schon im Jahr nach dem Meistertitel konnte Hellas nur einen enttäuschenden 10. Platz erreichen, neue Spieler konnten nicht mehr so einfach wie zuvor integriert werden, auch von den insgesamt 28 Toren der Meistersaison von Briegel, Elkjaer und Galderisi blieben nicht mehr allzu viele übrig.

Nach einem kurzen Zwischenhoch in der Saison 1986-87 mit einem vierten Platz in der Abschlusstabelle zerfiel Bagnolis Meistermannschaft komplett, zudem traten im Anschluss erstmals gravierende und relevante finanzielle Probleme auf, aufgrund deren es Bagnoli unmöglich war, seine Mannschaft zusammenzuhalten oder adäquat zu verstärken.

In der Saison 1988-89 konnten sich die Scaligeri folgerichtig nur noch knapp vor dem Abstieg retten, im Jahre 1990 sollte es dann aber endgültig soweit sein – 5 Jahre nach dem Meistertitel war Hellas wieder genau da angelangt, wo sie vor Beginn dieses Traums in der Prä-Bagnoli-Zeit waren: in der Serie B.
Bagnoli zog ebenfalls weiter Richtung Genua und anschließend in seine Heimatstadt Mailand, konnte jedoch nicht mehr an seine Erfolge mit Verona anknüpfen. Hellas dagegen verkam in der Zeit nach Bagnoli zur Fahrstuhlmannschaft, befand sich mehrmals taumelnd wie ein äußerst angeschlagener Boxer am Rande des Abgrunds, konnte sich jedoch immer wieder zumindest kurzzeitig erholen, an Sphären der Bagnoli-Zeit wagt aber nicht einmal jemand zu denken.

Osvaldo Bagnoli ist inzwischen 84 Jahre alt und Ehrenpräsident des Vereins.
12 maggio 1985 hat ihn in Verona unsterblich werden lassen.

tifoso del verona

Eine Antwort zu „gialloblù superstar – 12 maggio 1985“

  1. […] ist Osvaldo Bagnoli der verantwortliche Trainer des Teams. Bagnoli, der mago della Bovisa, ist seit 1981 an Bord. Mit beachtlichem Erfolg: In der zurückliegenden Saison 81-82 konnte sich […]